Ab 1933 wurden jüdische und antifaschistische Universitätsprofessoren durch die Nazis von ihren Lehrstühlen entfernt. Über Tausend von ihnen flohen ins unbekannte Exilland Türkei, wo sie unter Kemal Atatürk das Universitätssystem mit aufbauten. Unter den Flüchtlingen waren so namhafte Persönlichkeiten wie der Politiker Ernst Reuter, der Architekt Bruno Taut oder der Komponist Paul Hindemith.

Haymatloz erzählt eine deutschtürkische Migrationsgeschichte der besonderen Art, die bis heute kaum bekannt ist.

 

 

Haymatloz“: dieses Wort schrieben türkische Behörden deutschen Flüchtlingen und Exilanten in der Zeit des NS-Regimes, also zwischen 1933 und 1945, in deren Fremdenpässe. Dieses Wort ging später sogar in die türkische Sprache ein. Die türkisch-stämmige Filmemacherin Eren Önsöz beschäftigt sich in ihrem Dokumentarfilm mit jenen deutschen Flüchtlingen, meist Intellektuellen, Wissenschaftlern und Kunstschaffenden, denen die Türkei zu Zeiten von Atatürk Tür und Tor öffnete. Viele arbeiteten an der Modernisierung der Türkei und damit auch an der Europäisierung von Verwaltung, Wirtschaft, Justiz, Bildung, Kunst und Kultur. Ganz im Sinne einer Politik, die von Staatsgründer Kemal Atatürk 1923 begonnen und von Ismet Inönü, seinem Nachfolger im Präsidentenamt, 1938 fortgesetzt worden ist. Es war ein wichtiger Kultur- und Wissenstransfer, das zeigt der Film, aber er stellt auch die kritische Frage, was davon in der heutigen Türkei geblieben ist.

Jochen Schmoldt
Journalist

Gespräch: Fr, 4. März 2016, 22:45 Uhr Tafelhalle

 

Bei der Eröffnung werden anwesend sein:

Regisseurin Eren Önsöz

Susan Ferenz-Schwartz, Tochter von Prof. Philipp Schwartz

Kurt Heilbronn, Sohn von Prof. Alfred Heilbronn

Engin Bagda, Enkel von Prof. Otto Gerngross

 

Gespräch: Sa, 5. März 2016, 16:00 Uhr Festsaal


Beim Filmgespräch nach der Vorführung werden anwesend sein:

Regisseurin Eren Önsöz

Enver Hirsch, Sohn von Prof. Ernst E. Hirsch

Susan Ferenz-Schwartz, Tochter von Prof. Philipp Schwartz

Kurt Heilbronn, Sohn von Prof. Alfred Heilbronn