Kadir Inanir zählt zu den bedeutendsten Stars des türkischen Kinos, soweit die diese Bezeichnung tatsächlich verdienen.

Seine Schauspielkarriere, die er in den 1960er Jahren begann, hält bis heute ungebrochen an. Dank seines Willens sich immer wieder neu zu erfinden, bleibt er bis heute einer der populärsten Schauspieler in der Türkei. Trotzdem ist er seiner Linie immer treu geblieben.

Der passive, harmlose, schamhafte, ehrliche und unerfahrene junge Mann aus Anatolien, der die Rollen am Anfang seiner Karriere prägte, verwandelte sich im Laufe der Jahre in einen dominanten Charakter, der streng aber ehrlich ist, der die Dinge nicht einfach so hinnimmt, wie sie sind, sondern sie selber lenkt. Genau so wie ihn sein Publikum unbedingt sehen will.

In seinen Filmrollen stellt er eine Macht dar, die zu erobern oder zu überwinden unmöglich ist, zumindest symbolisiert er eine solche. Er liebt nicht, er wird geliebt; er kann nicht erobert werden, er selbst ist der Eroberer; die Liebe lenkt und biegt er wie er es für richtig hält und bleibt dabei stets der Bestimmende. Folglich: Entweder liebt man ihn, weswegen man ihn auch erträgt, oder man hasst ihn. Doch in beiden Fällen gibt es keine Möglichkeit eines Ausweichens oder gar einer totalen Ignoranz.

In gewisser Weise stellt Kadir Inanir die konkrete Übersetzung einer patriarchalen Gesellschaft in die Kinokunst dar. Unabhängig vom sozialen Status oder der Klassenzugehörigkeit seiner Rollen macht er keinerlei Kompromisse, die auch nur annähernd den Schein des dominanten Mannes gefährden könnten. Selbst in einer bedingungslosen Liebe gibt er die Zügel der Privilegien und Dominanz eines Patriarchen niemals aus der Hand. Ehrlosigkeit und Verrat kennt er in keinster Weise. Das wäre auch für seine Fans unvorstellbar. Kurzum: Er führt sein Publikum niemals irre; niemals würde er seine Verehrerinnen und Verehrer enttäuschen, indem er ihre Erwartungen untergräbt.

Das alles und nicht zuletzt seine warmherzige, aber wohl abgewogene, respektvolle aber zugleich distanzierte Beziehung zu seinem Publikum ist nicht anders zu erklären als mit seiner Haltung als Mensch zu sich und seinem künstlerischen Schaffen.

Burçak Evren
Filmkritiker
Istanbul

Treffen Sie Kadir İnanır auf unserem Festival!

Kadir İnanır wird bei der Eröffnung am 04.03.16 um 19:00 in der Tafelhalle anwesend sein und den Ehrenpreis des Filmfestival Türkei Deutschland entgegen nehmen.

Nach der Vorstellung seines Filmes Karılar Koğuşu (Die Frauenzelle) am 05.03.16 um 19:15 bietet sich dem Publikum die Möglichkeit im Gespräch dem Star des türkischen Kinos Fragen zu seinen Filmen und seinem Leben zu stellen. Verpassen Sie nicht diese einmalige Chance!

Preise

1973 5. Adana Golden Boll Film Festival Bester Hauptdarsteller (Die Schande)

1986 23. Antalya Golden Orange Film Festival Bester Hauptdarsteller (Die Rache der Schlangen)

1990 3. Ankara Film Festival Bester Darsteller (Flut & Ebbe)

2000 37. Antalya Golden Orange Film Festival Ehrenpreis

2007 40. SIYAD Preis der türkischen Filmkritiker Ehrenpreis

2013 2. New York Eurasian Film Festival Bester Hauptdarsteller (Lebe Wohl, Katya)

Filmografie (Auswahl)

1968 Dertli Gönlüm (Mein kummervolles Herz)

1969 Çılgınlar Cehennemi (Hölle der Verrückten)

1970 Ankara Ekspresi (Ankara Express)

1971 Kerem İle Aslı (Kerem und Aslı)

1971 Tophaneli Ahmet (Ahmet aus Tophane)

1971 Unutulan Kadın (Die Vergessene Frau)

1971 Üç Arkadaş (Drei Freunde)

1972 Seks Ve Cinayet (Sex und Mord)

1972 Dönüş (Die Rückkehr)

1972 Kanlı Para (Blutiges Geld)

1972 Leyla İle Mecnun (Leyla und Mecnun)

1972 Utanç (Die Scham)

1972 Uçurum (Der Abgrund)

1972 İnsafsızlar (Die Unbarmherzigen)

1973 Anadolu Ekspresi (Anatolien Express)

1973 Ezo Gelin (Die Braut)

1973 Kambur (Der Bucklige)

1973 Yaban (Der Wilde)

1974 Almanyalı Yarim (Geliebtes Deutschland)

1974 Askerin Dönüşü (Die Rückkehr des Soldaten)

1974 Ceza (Sühne)

1974 Korkusuzlar (Die Furchtlosen)

1975 Köprü (Die Brücke)

1976 Bodrum Hakimi (Der Richter von Bodrum)

1976 Deprem (Das Erdbeben)

1976 Devlerin Aşkı (Die Liebe der Giganten)

1977 Dila Hanım (Dila Hanım)

1977 Kan (Blut)

1977 Selvi Boylum Al Yazmalım (Du meine Pappel im roten Kopftuch)

1978 Hedef (Das Ziel)

1979 Aşk ve Nefret (Liebe und Hass)

1979 Gazeteci (Der Journalist)

1979 İsyan (Der Aufstand)

1981 Ah Güzel İstanbul (Ach, schönes Istanbul)

1981 Kırık Bir Aşk Hikayesi (Eine traurige Liebesgeschichte)

1982 Aşkların En Güzeli (Die schönste der Lieben)

1982 Yürek Yarası (Herzwunde)

1983 Kurban (Das Opfer)

1984 Bir Yudum Sevgi (Ein Funken Liebe)

1984 Yabancı (Der Fremde)

1985 Yılanların Öcü (Die Rache der Schlangen)

1986 Dikenli Yol (Der dornige Weg)

1986 Sen Türkülerini Söyle (Sing du deine Lieder)

1986 Suçumuz İnsan Olmak (Unsere Schuld ist es, Mensch zu sein)

1987 72. Koğuş (Die 72. Zelle)

1987 Katırcılar (Die Schmuggler)

1987 Yarınsız Adam (Der Mann ohne Zukunft)

1988 Yedi Uyuyanlar (Die Siebenschläfer)

1989 Karılar Koğuşu (Die Frauenzelle)

1990 Darbe (Der Umsturz)

1990 Tatar Ramazan (Ramazan, der Tatare)

1991 Umut Hep Vardı (Die Hoffnung stirbt zuletzt)

1994 Aşk Ölümden Soğuktur (Liebe ist kälter als der Tod)

2000 Komser Şekspir (Kommissar Shakespeare)

2002 Gönderilmemiş Mektuplar

2006 Sinema Bir Mucizedir (Das Kino ist ein Wunder)

2006 Büyülü Fener (Die magische Laterne)

2008 Son Cellat (Der letzte Henker)

2011 Ünye de Fatsa Arası (Zwischen Ünye und Fatsa)

2012 Elveda Katya (Lebwohl Katya)